Lettering-Grundlagen: Typografie – Teil 1
Ich hatte es ja schon angekündigt: Heute geht’s ein bisschen zu wie in der Schule. :) Denn ich finde, wenn man sich mit Schrift und Lettering beschäftigen will, sollte man auch einige Fachbegriffe und Zusammenhänge kennen. Das wird leider in den meisten Tutorials, Kursen und Co. völlig vernachlässigt, was daran liegen mag, dass die meisten sich das mit der Praxis irgendwo mal ein wenig abgeschaut haben, aber das eigentliche Hintergrundwissen einer fundierten Ausbildung fehlt.
Und da ich das echt ein Unding finde, müsst ihr jetzt bei mir da durch – ob ihr wollt oder nicht. Los geht’s mit den wichtigsten Begriffen rund um die Typografie. Nächste Woche folgt dann noch Teil 2 zum Schriftsatz und ein wenig Gestaltungspsychologie. Das macht nicht schlagartig einen Gestalter aus euch – da tut es neben dem angeborenen Talent eben doch nur die Übung – es hilft jedoch ungemein, Denkprozesse in Gang zu bringen und Dinge anders zu sehen, wenn man Letteringprojekte plant. Irgendwann geht das auch in Fleisch und Blut über.
Der Buchstabe
Buchstaben, die man in der Typographie auch Glyphen nennt, sind das kleinste Element, aus welchem man ein Wort oder einen Text bilden kann. Die Anordnung und die Gestaltung der Buchstaben bestimmt die Form und die Lesbarkeit eines Textes.
Majuskel oder Versalien / Versalbuchstaben: So lautet der Fachbegriff für Großbuchstaben. Sie orientieren sich an den geometrischen Grundformen Dreieck, Kreis und Quadrat.
Minuskel oder Gemeine: So lautet der Fachbegriff für Kleinbuchstaben.
Anatomie der Buchstaben:
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1) Grundlinie – Linie, an der die Schrift ausgerichtet wird
2) Mittellinie oder x-Linie
3) p-Linie
4) k-Linie
5) Versalhöhe – Höhe der Versalien einer Schrift
6) Mittellänge oder x-Höhe – Höhe der Gemeinen einer Schrift
7) Oberlänge
8) Unterlänge
9) Stamm, Grundstrich
10) Abstrich – wird nach unten geführt
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11) Aufstrich – wird nach oben geführt; in der Kalligraphie i.d.R. auch der dünnste Strich = Haarstrich
12) Serife – häkchenartige Enden
13) Tropfen – runde Abschlüsse, z.B. beim a, g, c und j
14) Ohr, Fähnchen – Haken am g
15) Bauch – Rundung, z.B. beim d, b, p und q
16) Schulter – obere Rundung, z.B. beim m, n, a und h
17) Schleife – Schlinge am g
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18) Überhang – Bereich, der über die Versalhöhe hinaus ragt
19) Binnenraum, Punze – (teilweise) geschlossene Binnenfläche eines Buchstabens
20) Achse – Symmetrieachse zwischen den Stellen mit der geringsten Strichstärke
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Ligaturen
Ligatur ist der Fachbegriff für die Verbindung von mehreren Buchstaben (meist zwei, selten drei) zu einem Zeichen. Sie vermeiden Löcher im Schriftbild (z.B. bei der Verbindung fi oder fl) oder verbinden Buchstaben zu Lauteinheiten (z.B. bei der Verbindung ch). Auch können sie eingesetzt werden, um die Schrift zu verzieren. Nicht verwendet werden sollten sie bei Buchstaben, die zwei Silben aneinander schließen bzw. bei Nahtstellen zusammengesetzter Wörter. Auch bei gesperrten Schriften (zu diesem Thema komme ich in einem der folgenden Posts noch) sollten sie nicht verwendet werden. Die wohl bekannteste Ligatur ist das &-Zeichen oder Ampersand, welches sich aus dem lateinischen „et“ (= und) entwickelt hat. Persönlich eins meiner Lieblingsschriftzeichen und auch im Lettering und der Kalligraphie sehr gut einsetzbar.
Fleisch, Vor- und Nachbreite, Dickte
1) Fleisch: Weißraum um den einzelnen Buchstaben, der bei einigen Buchstabenverbindungen vor allem in Überschriften manuell ausgeglichen werden muss, damit optisch keine Löcher entstehen.
2) Vorbreite: Raum vor einem Buchstaben. 3) Nachbreite: Raum nach einem Buchstaben. > Diese Abstände sind bei fast allen digitalen Schriften nicht gleich groß, da sonst auch hier optisch Löcher entstehen würden. Das ist zum Beispiel bei runden Buchstaben der Fall. Sie haben eine reduzierte Vor- und Nachbreite, weil durch die Rundung mehr Weißraum vorhanden ist.
4) Dickte: Breite eines Zeichens mit Vor- und Nachbreite.
Die Liste ist, wie oben schon erwähnt, nicht vollständig, aber als Grundstock ausreichend. Der nächste Teil folgt in wenigen Tagen.